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Zukunft der Innovation

Die Schweiz ist Weltmeisterin in Innovation – und zu Recht stolz darauf. Kein anderes Land übertrifft uns darin, neues Wissen in neue Anwendungen zu überführen. Kein anderes Land hat somit eine so gute Ausgangslage, dank neuem Wissen auch echten Fortschritt zu erzielen.

Verantwortlich für die Innovationsfähigkeit der Schweiz ist das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die nur dann wirksam sind, wenn sie in einem breiten gesellschaftlichen und politischen Konsens getragen werden. Allesamt tragen sie keine Parteifarbe! Zu diesen Faktoren gehören exzellente Hochschulen, die mit viel Freiheit und grosszügigen Budgets für die Grundlagenforschung ausgestattet sind. Es gehört ein Geist der Offenheit dazu – der auch Offenheit gegenüber Wissen und Talenten aus dem Ausland voraussetzt. Und es gehört das Bestreben dazu, denjenigen, die mit Wissenszuwachs, Technologietransfer und unternehmerischer Umsetzung befasst sind, geringstmögliche bürokratische Hürden in den Weg zu stellen. All dies auch in Zukunft zu erhalten, um die Innovationsfähigkeit der Schweiz zu bewahren und zu stärken: dafür setze ich mich mit der SP ein.

Für ein zukunftsfähiges Verständnis von Innovation gilt es aber, Innovation nicht allein mit technologischem Wissens- und Fertigkeitszuwachs gleichzusetzen. Denn nur weil eine Technologie neu ist, bedeutet dies nicht, dass sie auch gut ist. Und anzunehmen, eine Gesellschaft würde das Überholte (und beispielsweise ökologisch Schädliche) mühelos durch das innovative Neue (und allenfalls ökologisch Wertvollere) ersetzen, hält der historischen Betrachtung nicht stand. Vielmehr wird das Neue im Normalfall einfach dem Herkömmlichen hinzugefügt, weshalb trotz Innovation beispielsweise nicht weniger, sondern mehr Ressourcen verbraucht werden. Denn schliesslich, vergessen wir das nicht, steht Innovation ja immer auch im Dienste des allgegenwärtigen Dogmas vom Wachstum.

Ein zukunftsfähiges Verständnis von Innovation setzt dagegen voraus, dass technologische Innovation stets auch mit sozialer Innovation einhergeht. Und damit mit der Frage, welche Gesellschaft wir sein wollen. Denn soziale Innovation strebt nicht danach, neue Produkte hervorzubringen (und zu verkaufen), sondern gesellschaftliche Verhaltensweisen zu verändern und die Gesellschaft so für ihre Zukunft voranzubringen.

Soziale Innovation spielt sich in der Schweiz von heute vor allem in Städten, beispielsweise in Zürich, ab. Denken wir an neue Wohnformen in den Genossenschaften, an Ansätze eines Unternehmertums, in dem nicht monetärer Ertrag sondern gegenseitiger Nutzen im Vordergrund stehen (die sharing economy), oder an Erfahrungen damit, wie der Lebensraum Stadt zugleich verdichtet und qualitativ weiterentwickelt werden kann – im Interesse einer nachhaltigen Nutzung des knappen Guts Boden.

Politisch bedeutet dies: Die berechtigten Bemühungen, die Innovationsfähigkeit der Schweiz zu stärken, müssen noch viel gezielter um die Komponente der sozialen Innovation ergänzt werden. Denn nur so erzielen wir Fortschritt, der sich auch für die zukünftigen Generationen als solcher erweisen wird – und nicht als Beitrag an ein noch komfortableres Leben der heutigen Generationen, wie wir es bereits jetzt auf Kosten derjenigen, die nach uns kommen, führen. Solcher Fortschritt, im Sinne eines zukunftsfähigen Verständnisses von Innovation, wird sich in urbanen Lebensformen bewähren können. Gerade auch deshalb treten die urbanen Gebiete der Schweiz mit dem legitimen Anspruch auf, politisch auch in Bern stärker vertreten zu sein – und sei es nur, um jene Aspekte sozialer Innovation, die sich in den Städten erproben lassen, in die Schweizer Politik einfliessen zu lassen.