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Zukunft der Arbeit

Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Die Arbeitswelt wird sich bis zur Mitte des Jahrhunderts in einer Art und Weise verändern, auf die wir heute nicht vorbereitet sind. Aus der digitalen Möglichkeit, immer grössere Datenmengen immer schneller und immer verknüpfter verarbeiten zu können, resultiert der Verlust zahlreicher Jobs, die wir heute noch als sicher betrachten. Denn was heute noch SachbearbeiterInnen oder sogenannte WissensarbeiterInnen am besten können, wird der Rechner schon bald zuverlässiger, umfassender und sowieso schneller erledigen können – und noch dazu im 7×24-Rhythmus.

Erstmals greift die Automatisierung damit auch sogenannt hochqualifizierte Arbeit an, und macht diejenigen ersetzbar, die sie heute noch ausführen. Dies bedeutet, dass es erstmals nicht möglich sein wird, den Verlust an Jobs dadurch aufzufangen, dass man die Menschen – wie es beim Fliessband zum Beispiel noch möglich war – einfach höher qualifiziert oder besser schult. Denn für so viele SpezialistInnen hat die Arbeitswelt auch künftig keinen Bedarf. Ebensowenig übrigens für Kreative und KünstlerInnen in solch grosser Zahl, auch wenn es heute von ihnen natürlich gut noch einige mehr ertrüge. Deshalb bringt die Zukunft der Arbeit ein erhebliches Potenzial für gesellschaftliche Spannungen mit sich, bezüglich derer nicht wenige prophezeien, dass wir schon bald wieder regelrecht um Arbeit kämpfen werden, auch gegeneinander (eine Realität notabene, die ja in vielen Teilen der Welt bereits den Normalfall darstellt).

Politisch bedeutet dies, dass wir uns besser heute als morgen mit den Auswirkungen zu befassen beginnen, welche die Zukunft der Arbeit für unsere Gesellschaft mit sich bringen wird. Dann kann es gelingen, diese ja keineswegs nur negativen Veränderungen auch wirklich positiv zu nutzen. Etwa dadurch, dass eine Neujustierung des heute ungesunden Verhältnisses zwischen bezahlter und unbezahlter (noch immer überwiegend von Frauen geleisteter) Arbeit möglich wird. Die SP steht dabei besonders in der Pflicht, ist der Produktionsfaktor Arbeit doch ihre eigentliche Kernkompetenz. An der SP ist es deshalb auch, wieder vermehrt Modelle zu propagieren, die eine Entkoppelung von Erwerbsarbeit und Existenzsicherung ermöglichen. Ansätze wie ein bedingungsloses Grundeinkommen etwa sind deshalb nicht nur als Instrumente im Dienste der Chancengleichheit und der Verteilungsgerechtigkeit relevant, sondern vor allem auch deshalb, weil sie heutige Rezepte für die Herausforderungen sein können, die die Zukunft der Arbeit mit sich bringt. An der SP ist es aber auch, weiterhin Modelle des Wirtschaftens zu entwerfen und zu unterstützen, deren Zweck nicht in der Mehrung von Einkommen und Vermögen liegt, sondern im Bereitstellen derjenigen Güter, die wir alle zum Leben unverzichtbar brauchen.

Denn wer weiss: Vielleicht bedeutet die Zukunft der Arbeit auch nichts anderes, als dass sich gleichsam vor unserer Tür der Kapitalismus selber überwindet. Ironischerweise an vorderster Front angetrieben durch den Computer, diesen eigentlichen Musterschüler kapitalistischen Wirtschaftens. Und auch wenn es ganz anders kommt: Falls mich meine Tochter je nach einem Ratschlag bezüglich Berufswahl fragt, so werde ich ihr ohne zu zögern nahelegen, eine Tätigkeit zu suchen, bei der der Mensch auch in Zukunft nicht ersetzbar ist. Dazu zählen beispielsweise handwerkliche Berufe, Lehrberufe, aber auch Tätigkeiten im Ingenieurwesen oder im medizinischen Bereich.